Natur pur

Irgend einmal kommst auch du nach Trubschachen an den Start zum Napf-marathon… jedes Jahr warb Beat für „seinen“ Lauf im Herzen des Emmentals. Und jedes Jahr war die Enttäuschung bei ihm gross, dass er sich einmal mehr als einziger „Bircherläufer“ auf das Abenteuer Napfmarathon einliess. Gleichzeitig liess er aber auch verlauten „hie isch de scho mängä Jungfrouläufer a sini Gränze cho“! Also warum nicht mal Natur pur im beschaulichen Emmental, statt Kommerz und Gedränge im Berner Oberland?

Nach zwei Fehleinkäufen konnte ich gerade noch rechtzeitig einen passenden Trailschuh übernehmen. Der Napf Lauf ist zwar als Marathon und nicht als Trail Lauf ausgeschrieben, aber Beat versicherte mir: „eifach isch es de scho nid, aber d‘ Strecki isch sehr schön, u ig liebe dä Louf“.

Ohne Hektik nahm das Läuferfeld die erste langgezogene Steigung in Richtung Risisegg und Schindelegg unter die Füsse. „Gang de nid z‘schnäu dri, z’Rennä faht de ersch uf äm Napf so richtig a“!

Schon auf den ersten Kilometern war die Unterstützung durch die einheimische Bevölkerung gross. Halb Trubschachen hatte sich auf die Laufstrecke verteilt und feuerte die Läufer an. Ob Alphornbläser, Ländler Musik, Volkstümliche Schlager oder Spalier stehende Glockner... das Rahmenprogramm passte. Die Aebi-Transporter und Heuwagen der Landwirte waren kurzum zu feudalen Verpflegungsständen umfunktioniert worden. Von der vornehmen Zurückhaltung der Emmentaler war nichts zu spüren.

Nach der Schaffmatt bog das Läuferfeld Richtung Chrützboden in die erste Trailpassage ab. Kleinere Auf- und Abstiege wechselten sich mit Wald- und Wiesenpartien ab. Dank meinem neuen pass-genauen, griffigen Schuhwerk noch kein Problem… Natur pur!

Richtung „Halbzeit“-Napf konnte Beat wieder zu mir aufschliessen. Obschon jeder vom Start weg sein eigenes Tempo lief, blieben wir doch mehr oder weniger immer in Sichtweite.

Auf dem Napf angekommen, noch einmal gut verpflegen und ab Richtung Ziel… itz chunt dr gmüetlächer Teil: „Grüeni Fäu-der, dunkli Matte, Trailläuferhärz was wosch no meh?“

Doch weit gefehlt, so schön sich die Landschaft präsentierte, die kleinen Aufstiege blieben ruppig und die beschwerlichen Abstiege über Gräben, Wurzeln und Steine steil… ein schier ewig dauerndes auf und ab… Emmental pur. „Hets no viu vo denä Höger?“ „Du bisch hie bi üs im Ämmitau! Nimm no ä Schluck Marathon u bruchsch no ä Massage?“

Bei km 38 hatten Beat und ich uns wieder “gefunden“ und liefen nun gemeinsam weiter. Doch der letzte, steile Abstieg Richtung Trubschachen, war für mich einer zu viel. Die linke Seite hatte definitiv Schlagseite. Während Beat versuchte unter 4 Std 50 Minuten ins Ziel zu kommen, was ihm auch gelang, kämpfte ich mich den letzten Abhang hinunter ins Tal.

Läufererlebnis pur im Emmental? Ja… die Startnummer 130 hat ihren Platz, verdientermassen, in meiner Trophäensammlung gefunden… für ungeübte „Nidsiläufer“ ist der Napfmarathon aber nur bedingt geeignet.

Thomas