Fribourg by Night Trail

Nr.2 the cold edition

Der Fribourg by Night Trail (FBNT) ist ein kleines Trail-­‐Schmuckstück das ich im Oktober in den riesigen Fängen des www ausgegraben hatte. Der Event war leider bereits ausverkauft, aber ich hatte mich auf die Warteliste setzen lassen. Mit dem Startplatz rechnete ich trotzdem nicht mehr. So gedachte ich, mit dem Staaner Stadtlauf meine Laufsaison 2017 abzuschliessen. Naja, irren darf man sich doch auch mal, oder?

Ein kleiner Abriss zu meinem vermeindlichen Saisonende; dort liess ich es deshalb einmal so richtig krachen -­‐ wie noch nie zuvor. Flache Läufe standen zwar nicht in meinem Fokus und eigentlich ist es völlig schleierhaft woher plötzlich dieses Hirngespinnst kam, meinen aktuellen Stand zu testen. Die Strecke war aber zu verlockend perfekt dafür, verlief über Wiesen und Felder, herrlich langweilig ohne Ablenkung um mich vollends auf die Geschwindigkeit und die Laufhaltung zu konzentrieren. Mein Verstand donnerte meine Beine wie gefordert über meine Kapazität hinaus, einer neuen Bestzeit entgegen, welche ich mit einer nachhaltigen Sehenscheidenentzündung inkl. mehrtägigem Herumhoppeln abzustottern hatte. Genau da kam die Zusage für einen Startplatz am FBNT ins Haus geflattert!!

In Zen-­‐artigem Bewegungsverbot zählte ich die sechs Tage hin bis zum FBNT und versuchte mit Yoga, langen Saunaaufenthalten und Blackroll-­‐Übungen meinem Körper die nötige Regeneration zu beschaffen. Kannste nicht einmal normal laufen, aber gibts die definitive Zusage für ‘nen 30km langen Nachtlauf und ca. 1000Hm ab. Kennt ihr. Richtig geil und im Sinne von: dem dümmsten Bauern wachsen die grössten Kartoffeln.

So viel Glück hätte ich mit meinem Leichtsinn eigentlich gar nicht verdient, aber am Samstag, dem 9. Dezember, stand ich schmerzfrei und freudig mit ca. 120 anderen stirnlampentragenden Läufern kurz vor 17 Uhr am Start an der Saane in Fribourg. Frau Holle hatte beschlossen aus dem diesjährigen, zweiten FBNT Event die Winteredition zu gestalten. Schnee, Eis und die dazu passende Kälte wurden geliefert. Minus sechs Grad hatte es bereits zum Zeitpunkt des Startschusses.

Die Strecke verlief im ‚Gegenuhrzeigersinn’ zurück durch die Stadt um im Westen der Saane entlang Richtung Villars-­‐sur-­‐Glâne zu laufen um dort vor Marly den Fluss zu queren. In dieser Schlaufe trabten die Läufer dem Wasser entlang zurück Richtung Fribourg. Kurz vor Bourguillon wurde über Felder nach Schürmatt im Osten zum Gotteron Graben traversiert. Mit dieser letzten Wende verlief die Tour im Graben hinaus nach Fribourg dem Ziel entgegen.

In der ersten halben Stunde des Laufes hatten wir noch Tageslicht. Beim Einbruch der Dämmerung verzückte das romatische Städtchen mit den zahlreichen lichtergeschmückten Türmchen und Torbogen sämtliche Teilnemer. Danach wurde nur noch im Lichtkegel die Strecke hauptsächlich ‚offroad’ erkundet. Fähnchen zeichneten die Route aus die zusätzlich mit einem Reflektor bestückt waren, um sich im Dunkeln auf der Route relativ problemlos zurecht zu finden. Ich trabte anfänglich einer kleinen Truppe hinterher wie ein treuer Hund aus lauter Angst mich alleine zu verlaufen. Mein nächtliches Navigationsverständnis ist doch eher, erfahrungsgemäss mit dem eines betrunkenen Eichhörnchen zu verlgleichen. In der brandschwarzen Nacht nebem dem kleinen Lichtkegel half keine Karte ausser dem Navi-­‐App auf dem Smartphone. Bei den herrschenden Temperaturen war ich aber weder scharf drauf die Handschuhe auszuziehen und stehts das Natel heraus zu klauben, noch wollte ich riskieren notfalls mit leerem Akku im fribourgischen Juhee zu stranden. Meine Sorge verflog aber rasch als ich nicht mehr mithalten konnte, es war sogar einfacher alleine den Weg zu finden, da man sich auf die Fähnchen konzentrierte und sich nicht durch plappernde Laufkameraden, die man eh nicht verstand, ablenken lies. Nach gefühlten 12 km sah ich erstmals auf die Uhr und sah das ich erst 7.8 km von 30 km absolviert hatte. Da war klar, dass dies hier nichts mit einem schnellen Rennen am Hut hatte sondern es sich um ein Abenteuer heile zu finishen handelt. Blankes Eis auf den Strassen und Schnee waren nicht die einzigen Hürden die es zusätzlich zu den insgesamt 1000 Höhenmeter zu überwinden galt, es gab tatsächlich auch physikalische Hindernisse ab dem einzigen Verpflegungsposten bei KM 17. Massive Baumstämme auf dem Pfad liegend und riesige Schlammpfützen verliehen dem ganzen noch die gewisse Schärfe. Ist wie bei einer Bestellung eines leckeren, scharfen Thai Gerichtes und streuselt noch freudig Chillichips drüber ohne vorab zu kosten und erkennst nach dem dritten Bissen, die Grundschärfe wäre eigentlich schon ziemlich in Ordnung gewesen... *hüstel

Ab KM 20 spürte ich dann die Kraft weichen, der vermeindliche letzte Lauf machte sich nun klar bemerkbar. Zudem fror plötzlich stets das Wasser im Schlauch meines Trinkbeutels ein. Inzwischen war die Temperatur auf minus 10 Grad gesunken. Nach über 3.5h war das Ziel (endlich) in greifbarer Nähe, konnte ich noch vier Teilnehmer überholen. Der eine humpelte stark, aber lächelte mich an und fragte mich ob ich es auch ‚très dur’ fand. Oh ja, es war ein extrem harter aber absolut klasse Lauf vermochte ich noch knapp aber mit einem Lächeln zu antworten ☺

Mit einer Finisher Zeit von 3h 49 min im Ziel erwartete mich tosendener Applaus gefolgt von einer leckeren heissen Suppe, tonnenweise Käse, Trockenfleisch, Obst, Dörrfrüchten, Chips und Tee. Als Finisher Geschenk gab es romand-­‐like-­‐ wise zwei edle Flaschen Bier aus der lokalen Brauerei Brasserie de Jorat. J’adore l’habitude des romands!!! Merci pour tous et à l’année prochaine!!

Wer noch mehr darüber lesen möchte: https://drive.google.com/file/d/11e2I5R7p34g1ppGpZ2iL_0Ii_rhMoqBc/view http://www.fribourgbynighttrail.ch/