Eiger Ultra Trail

Mein Abenteuer Eiger Ultra Trail stand schon früh unter keinem guten Stern. Vermutlich begann alles schon mit einem Ereignis am Freitagabend kurz vor dem Schlafengehen. Ich stellte ein Loch in meiner Trinkblase fest. Notdürftig versuchte ich dieses mit einem Blasenpflaster abzudichten (Das Pflaster hat übrigens perfekt gehalten!). In der schon kurzen Nacht schlief ich schlecht, weil ich studierte, was ich noch alles gegen ein mögliches Auslaufen der Flüssigkeit unternehmen könnte, oder wo ich allenfalls noch einen Ersatz auftreiben könnte.

 

Am Start um 04.30 Uhr fühlte ich mich eigentlich gut, doch bereits in der Hälfte des Aufstieges Richtung Grosse Scheidegg verspürte ich erste Magenprobleme. Oben auf der Grossen Scheidegg angekommen, musste ich sogleich eine Toilette aufsuchen. Durch das Unwohlsein konnte ich mich auch nicht richtig verpflegen und somit kam ich langsamer vorwärts als erwartet.

 

Auf der First hat mich Thomas zum ersten Mal angefeuert. Eine halbe Stunde später, im Bort erwartete mich Thomas und Christa. Und wieder ich musste ich auf die Toilette. Viel später als erwartete erreichte ich die First zum zweiten Mal, wo ich weitere, bekannte Gesichter, u. a. auch Rubi Stefan antraf. Wieder musste ich mich zum Essen und Trinken zwingen. Ich lief weiter Richtung Bachalpsee, als mich Cécile einholte. Sie wollte mit mir weitergehen – offenbar sah ich schlecht aus – aber ich sagte ihr, sie solle ihr eigenes Rennen weiterlaufen.

Bei der Verpflegungsstation Unterläger (oberhalb von Bussalp) setzte ich mich eine Viertelstunde in den Schatten. Bei der Kontrolle stellte die Sanität einen tiefen Blutdruck und erhöhten Puls fest. Darauf hin lag ich rund eine Stunde auf einer Barre in einer kühlen Alphütte. Ich war völlig am Boden zerstört, von mir selbst sehr enttäuscht und dachte schon ernsthaft über einen Abbruch nach.

 

Langsam erholte sich mein Körper wieder, ich konnte wieder etwas Nahrung zu mir nehmen. Das Zeitfenster war kurz vor dem Schliessen, als ich mich entschied, weiterzulaufen – ich wollte definitiv nicht bereits nach 30 km aufgeben!! Dies war ich meinen Betreuern und vor allem mir selber schuldig. Richtung Faulhorn lief es mir dann relativ gut. War ich doch in 63 Minuten oben auf dem höchsten Punkt der Strecke. Der lange Weg Richtung Schynige Platte, ohne Verpflegungsposten, konnte ich sogar etwas geniessen. Doch langsam meldete sich mein Magen wieder. Auf der Schynige Platte erwarteten mich Thomas, meine Eltern und Freunde, sie warteten zum Teil schon seit bereits drei Stunden!

Thomas begleitete mich, wie geplant, auf dem Weg hinab nach Burglauenen. In einer kleineren Steigung von etwa 100 Höhenmetern entschied ich mich, in Burglauenen nicht mehr weiter Richtung Wengen zu laufen. Im Tal erwartete mich meine Familie. Ich teilte ihnen meine Entscheidung mit. Ich hatte noch die Möglichkeit, die 7 km auf der Strecke E51 nach Grindelwald ins Ziel zu laufen. Da sich meine Beine eigentlich noch gut anfühlten, beschloss ich dies zu tun. Und dennoch litt ich weiter auf den letzten Kilometer nach Grindelwald, meine Batterien waren leer. Im Ziel angekommen, wankte meine Gefühle stark zwischen Erleichterung und Enttäuschung.

 

Vieles hatte ich in der Vorbereitung richtig gemacht, ich war so gut trainiert wie noch nie (habe keinen Muskelkater?!) und trotzdem wollte es nicht nach Wunsch verlaufen.

Meinen treuen Begleitern möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken, sei es für die aufmunternden Worte, die Geduld und die Unterstützung meiner Entscheidung. Speziell danke ich Thomas, er hat mich mit Leib und Seele begleitet und war wahrscheinlich noch mehr enttäuscht als ich. Einen grossen Dank geht auch an Christa, sie musste wegen meinem Projekt immer wieder Rücksicht nehmen, war ich doch oft alleine in den Bergen am Trainieren. Auch möchte ich allen danken, die fest an mich geglaubt haben und die ich jetzt vielleicht auch enttäuscht habe – aber manchmal kommt es anders, als man denkt!

 

MERCI VIU MAU!!

Stefan